Dossier 7

Sensuality & Mirros:

Recently in Ancient Greece

Hier ist mein finales Video “Recently in Ancient Greece”. Es ist eine humorvolle Interpretation mit dem Thema Sensuality & Mirrors. Das Video bezieht sich thematisch auf meinen Artikel, denn ihr unten lesen könnt.

Objekt: griechischer Bronze Klappspiegel mit Relief

Bildquelle:
Webseite der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin- Preußischer Kulturbesitz:
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=direct/1/ResultLightboxView/result.t1.collection_lightbox.$TspTitleImageLink.link&sp=10&sp=Scollection&sp=SfieldValue&sp=0&sp=2&sp=3&sp=Slightbox_3x4&sp=0&sp=Sdetail&sp=0&sp=F&sp=T&sp=3

Dossier 7: Artikel

In Anbetracht meines Seminars „Exploring Small Objects in Ancient and Medieval Art / Mittelalterliche und Antike Kleinobjekte: Eine Forschungsreise“ wurde mir die spannende Aufgabe zuteil, mir ein antikes Kleinobjekt auszuwählen und dieses mit Augenmerk auf die sinnliche Wahrnehmung und die Größe zu untersuchen. 

Ich habe mich recht schnell für einen griechischen Klappspiegel aus Bronze entschieden, dessen Relief Zeus abbildet, wie er als Adler den Jüngling Ganymed entführt und der 360-350 v. Chr. in Amphissa, Griechenland gefunden wurde. 

Einleitung  

                                                                                                                                                                                                  Wenn wir uns mit der Kunst beschäftigen, so denken wir oft an große Gemälde und Plastiken. Größe lässt uns staunen und zieht häufig die Aufmerksamkeit auf sich.
Doch müssen wir nicht weit schauen, um „große“ Kunstwerke im Kleinen zu entdecken. Alltagsgegenstände mögen heutzutage vermehrt aus Massenproduktionen stammen und  können mit einem Klick aus dem Internet bestellt werden, im antiken Griechenland sah dies jedoch anders aus: geschultes Handwerk und Liebe zum Detail. Dennoch scheinen „kleine“ Artefakten an uns vorbeizugehen. 

Um unser Wahrnehmungsvermögen aufzufrischen und unsere Augen für die Welt der Kleinobjekte zu schärfen, werde ich im Folgenden den Versuch wagen, einen antiken Alltagsgegenstand mithilfe all unserer fünf Sinne neues Leben einzuhauchen und neue Perspektiven zu schaffen, in dem ich mich in die Haut der möglichen Besitzerin hineinversetze.

Hauptteil                                                                         

Haptik und taktile Wahrnehmungen

Das Erste, was die Besitzerin des Spiegels womöglich getan hat, ist den Spiegel in die Hand zu nehmen. Ihr fällt auf, wie schwer dieser vermeintlich kleine Spiegel ist. Das Gewicht, verursacht durch die Dichte der Bronze-Legierung, wirkt hochwertig, wertvoll, möglicherweise etwas erdrückend. Wir wissen nicht das exakte Gewicht, dennoch könnte der Spiegel anhand des Durchmessers von 15,5 cm womöglich zu schwer für den Transport in einer Taschen sein.
Möglicherweise ist es ein Erbstück, oder es handelt sich um eine wohlhabende Griechin, denn Bronze ist zu jeder Zeit ein wertvolles Material. Das Gefühl des Metalls auf der Haut, in der Hand der Besitzerin, kann variieren. Es hängt zum Einen von der Temperatur der Umgebung ab, denn grundsätzlich wird Metall mit Kälte assoziiert, in der Herstellung jedoch mit enormer Hitze, da das Material zunächst geschmolzen werden muss, damit man es in die gewünschte Form gießen kann. Andererseits nimmt die Beschaffenheit des Reliefs ebenso eine relevante Rolle ein. 

Das Relief und seine Furchen geben dem taktilen Sinn einerseits neuen Spielraum und dem Visuellen ein Gefühl von Wertigkeit. Der Hersteller musste wohl einige Stunden für die Feinarbeit opfern, um ein solches Relief zu schaffen. Im Auge und in den Händen der Besitzerin unterstreicht dies die Schönheit des Objekts. 

Olfaktorische und visuelle Wahrnehmungen

Da es sich um einen Alltagsgegenstand handelt, können wir zunächst nicht wissen, inwiefern sie den Gegenstand persönlich wertschätzte. Welche persönliche Bedeutung könnte der Klappspiegel für sie haben? Möglicherweise nutzt sie ihn jeden Tag, um sich im Spiegel zu betrachten, was einerseits eine gewisse Blindheit der visuellen Wahrnehmung bedeuten könnte, verursacht eben durch die tägliche Nutzung und andererseits dem Kleinobjekt einen enormen persönlichen Wert zuschreiben könnte. Denn dadurch, dass sie ihr Äußeres stets richten kann, kann sie dem antiken Schönheitsideal gerecht werden.  Nachweislich wissen wir, dass in die Frauen in der Antike, unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Rang und Vermögen, Wert auf ihr Äußeres gelegt haben und dementsprechend Hautpflege und Make-up genutzt haben. Ovid schreibt in seiner Ars amartoria III, dass Frauen ihren hellen Teint mit weißem Make-up betonten. Daraus lässt sich die Vermutung schließen, dass sich in dem Klappspiegel möglicherweise Puder oder andere Arten von antiken Make-Up Produkten befunden haben könnte. Leider sind keine Informationen oder Forschungsberichte über die Innenseite des Klappspiegels vorhanden, jedoch lassen sich anhand der vielen Forschungen über Make-Up und Schönheitsideale in der römischen Antike, diese auf die griechische Antike übertragen.
Wenn wir davon ausgehen, dass sich ein Pflegemittel oder gar Puder in dem Spiegel befunden hat, beeinflusst dies die olfaktorische Wahrnehmung. Metall, beziehungsweise Bronze an sich besitzt einen wohl bekannten Geruch, denn wir, zum Beispiel, wenn wir eine Kupfermünze in die Hand nehmen, nachvollziehen können.  

Die Forschung hat ergeben, dass die Substanzen aus denen das damalige Puder bestand, hauptsächlich Blei, oft vermengt mit Essig, Kalzium Karbonat oder Kreidepulver gewesen ist. Den starken, gar penetranten Geruch von Essig könnte man nicht verfehlen und würde womöglich sogar eine negative gar ätzende Intention hinterlassen, wobei wiederum Kreidepulver einen neutralen, wohltuenden hervorrufen könnte. 

Die anderen möglicherweise benutzten Make-up Produkte, wie Rouge und Kohlestifte, bieten eine Komposition aus unterschiedlichen Düften, die die Besitzerin an ihre Schönheitsritual erinnern. Dabei könnten auch Duftöle, die in der Antike als Parfums genutzt wurden und Tinkturen und Cremes eine weiter Rolle spielen. 

Auditive Wahrnehmungen
Betrachten wir das auditive Wahrnehmungsvermögen, so scheint das „Klappen“ des Spiegels die erste Anlaufstelle zu sein. Das Zusammentreffen der beiden Seiten des Spiegels wird daher ein klirrendes Geräusch erzeugen, ebenso wenn der Spiegel zu Boden fallen würde oder beim Transport mit anderen kleinen Gegenständen zusammentrifft. 

Konklusion                                                                    

Welche Bedeutung hat der Spiegel nun für die vermeintliche Besitzerin, in Anbetracht der Wahrnehmungsaspekte? Wir können in diesem Fall natürlich nicht von absoluter Sicherheit sprechen, dennoch können wir ähnliche Gefühle und Aspekte des Wahrnehmungsvermögens nachvollziehen. Ob es sich nun um ein Erbstück handelt oder um einen Gegenstand, der sich zufällig im Besitz ihrer befindet, dieses Kleinobjekt offenbart eine mögliche, sogar intime Einsicht in das Leben der Frau des antiken Griechenlands, das ich, natürlich unter anderen gesellschaftlichen und historischen Aspekten, auch heute nachempfinden kann.  Die sinnliche Wahrnehmung mag sich von Mensch zu Mensch ein wenig unterscheiden, dennoch spielt es eine enorme Rolle, wenn wir bedenken, wie auch nur ein Detail oder ein Geruch eines Gegenstandes unsere Emotionen beeinflussen können.  Womöglich nehmen wir unsere Sinne oftmals nicht mehr all zu bewusst war, dennoch lohnt es sich einen Augenblick innezuhalten und zu sehen, zu riechen, zu tasten, zu hören und sogar zu schmecken. 

Literaturverzeichnis 

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Ariès, Philippe und Duby, Georges: Geschichte des Privaten Lebens, Vom Römischen Imperium zum Byzantinischen Reich. Bechtermünz Verlag, Wien, 1989.
Gantz, Tiomothy: Early Greek Myth, A Guide to Literary and Artistic Sources. The Johns Hopkins University Press, Baltimore and London, 1993.
Matuszewski ,Rafał: Der unsterbliche Geliebte des Zeus: Über die göttlichen Anfänge der menschlichen Liebe; in Antike Welt No. 4, pp. 81-84 (4 pages), 2013.
Michel, Gisela: Laying it on thick-Make-up in the Roman Empire; in: Small finds in the ancient social practices in the North-West Provinces of the Roman Empire, Oxbow Books, United Kingdom, 2016.
Olsen, Kelly: Cosmetics in Roman Antiquity: Substance, Remedy, Poison; in: The Classical World Vol. 102, No. 3, Spring 2009, pp. 291-310.
Schwarzmaier, Agnes: Griechische Klappspiegel (Dissertation); in: Mitteilungen des deutschen archäologischen Instituts, Athenische Abteilung, 18. Beiheft. Bonn, 1997.
Stewart, Andrew: Reflections; in: Sexuality in Ancient Art, Near East, Egypt, Greece and Italy. Cambridge University Press, 1996.

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